Geboren: 30. April 1973 – Gestorben: 10. Februar 2021
Angela Boone studierte Kulturanthropologie und nicht-westliche Soziologie an der Freien Universität in Amsterdam. Sie schloss dieses Studium im Jahr 2000 ab und erwarb 2001 ihren zweiten Master-Abschluss an der Universität Groningen: Master of International Humanitarian Action.
Als Forscherin war Angela immer auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. In den letzten zehn Jahren ihres Lebens (2010-2020) hat sie sich intensiv mit einer großen Untersuchung der Operation Black Tulip beschäftigt, einer Vertreibungspolitik von Menschen deutscher Herkunft durch die niederländische Regierung, die in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand. Es betraf unter anderem viele Juden deutscher Herkunft, die – gerade aus deutschen Konzentrationslagern zurückgekehrt – erneut aus den Niederlanden deportiert wurden. Die Folgezeit nach dem Holocaust wird auch „die kleine Shoah“ genannt.
Dieses große Verbrechen gegen die Menschlichkeit war für Angela eine starke Motivation – mit Hilfe der Archive der Kriegsdokumentation in den Niederlanden, vor allem aber im Ausland – diesen Zeitraum der neueren Geschichte weiter zu untersuchen. Sie tat dies vor allem für die nächsten Verwandten. Während dieser Forschung machte Angela bemerkenswerte und schockierende Entdeckungen, die großes internationales Interesse erregten und die dazu führten, dass viele Menschen der zweiten oder dritten Generation endlich verstanden, was in ihrer Familiengeschichte passiert war.
Mit Unterstützung eines Europastipendiums, das ihr – ganz ausnahmsweise – „in persönlicher Eigenschaft“ (also nicht aus der üblichen Verbindung mit einer Universität) zugesprochen wurde, hielt sie Vorträge in vielen europäischen Ländern, darunter Deutschland, England, Luxemburg, Italien und Österreich, aber sie sprach auch in Sarajevo, Sankt Petersburg und Jerusalem. Ihre Forschung wurde auch in mehreren Ländern veröffentlicht. Im Anschluss an ihren Vortrag, den sie auf Einladung des Simon-Wiesenthal-Instituts in Wien hielt, wurde sie vom Österreichischen Rundfunk zu ihrer Forschung interviewt. In ihrem letzten Lebensjahr musste sie leider mehrere Einladungen innerhalb Europas, aber auch Einladungen zu Vorträgen in den Vereinigten Staaten und in Australien ablehnen.
Was Angela über ihre Forschung enthüllt hat, war nur ein Teil ihrer Forschungsergebnisse über die Operation Black Tulip. Sie hätte gerne weitere Nachforschungen angestellt und ihre Erkenntnisse nächsten Verwandten und anderen Interessierten zur Kenntnis gebracht.
Leider konnte sie ihre Arbeit nicht mehr fortsetzen.